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Hegel und der Klimawandel: Zur gesellschaftlichen Relevanz der dialektischen Naturphilosophie
Referent: Dr. Fritz Reusswig, Potsdam
12.11.2021, 17:30 - 19:30 Uhr
Es soll gezeigt werden, dass ein von Hegel inspiriertes dialektisches Denken dazu in der Lage ist,
aktuelle Probleme der gesellschaftlichen Naturverhältnisse in der angemessenen Komplexität kritisch zu reflektieren. Dafür ist zum einen die spekulative Dialektik als „Denkform“ oder methodisches
Rüstzeug verantwortlich, zum anderen die Struktur des Hegelschen Systems, das Natur als eigenen Systemteil kennt, der eben nicht auf Logik oder Geist „reduziert“ werden kann, wie oft
irrtümlicherweise behauptet wird. Drittens schließlich bietet Hegels genuin philosophische Thematisierung von Natur (um nur sie zu nennen) im Unterschied zur Zugangsweise der Naturwissenschaften
einen guten Ausgangspunkt, um eine angemessene Wissenschaftskritik und Fragen der Interdisziplinarität hinreichend reflektiert anzugehen.
Naturphilosophie - Mensch - Natur - Technik
Referent: Prof. Gregor Schiemann, Wuppertal
04.06.2021, ab 17:30 Uhr
Naturphilosophie ist derjenige philosophische Bereich, dessen Gegenstand die Natur, das Wissen von ihr und das Verhältnis des Menschen zu ihr ist. Sie steht am Anfang der abendländischen Philosophie und ist heute vor allem durch die stürmische Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik sowie durch die Umweltproblematik motiviert. Wird Natur erfahrungswissenscahftlich verstanden, können sich die Aufgaben der Naturphilosophie mit denen anderer Disziplinen überschneiden (z.B. Ökologie, Wissenschaftsphilosophie, Bioethik). Natur ist aber auch als Gegenstand der nicht-wissenschaftlichen /z.B. lebensweltlichen, ästhetischen, religiösen) Erfahrun Thema der Nautrphilosophie. Im Unterschied zu nicht-philosophischen Disziplinen, die sich mit Natur befassen (z.B. Physik, Biologie) steht in der Naturphilosophie die Bestimmung des Naturbegriffs im Vordergrund. Von den zahllosen Vorstellungen, die heute dem öffentlichen Reden über Natur zugrunde liegen, gehört die aristotelische Naturbegrifflichkeit zweifellos zu den einflussreichsten. Währen in der Tradition des aristotelischen Denkens Natur und Technik zwei verschiedene Seinweisen bezeichnen, verwerfen die Naturwissenschaften jede substantielle Unterscheidung zwischen den beiden Sphären. Die zunehmende Technisierung der Welt macht zudem einen Begriff problematisch, der im Wesentlichen das von humanen Eingriffen Ungestörte subsumiert.
Erkenntnisse zum Geltungsanspruch der Naturwissenschaften, an deren Gewissheit in der Naturforschung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht ernsthaft gezweifelt wurd, werden von Engels teils umstandslos übernommen, teils aber auch einer geltungskritischen Analyse unterzogen. In weitgehender Unabhängigkeit von seinem weltanschaulichen Ambitionen kommt Engels über die Untersuchung der Struktur naturwissenschaftlicher Erkenntnisprozesse zu einer bisher erst wenig beachteten und seiner Zeit vorauseilenden Einsicht in die relativen Geltungsbedingungen des experimentell erzeugten Wissens.
Gregor Schiemann ist Physiker, Philosoph und hat sich mit der Pluralität von Naturvorstellungen habilitiert, ist Mitglied des Philosophischen Seminars und des Interdisziplinären Zentrums für Wissenschafts- und Technikforschung. Normative und historische Grundlagen (IZWT) der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Forschungsgebiete umfassen Wissenschaftsphilosophie und Naturphilosophie sowie Geschichte der Philosophie und Wissenschaftsgeschichte. Schwerpunkte seiner Arbeiten sind der Wandel des modernen Wissenschaftsbegriffes und die Philosophie der Naturwissenschaften - insbesondere der Physik.
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Materialismus - Begriff - Geschichte: Materialistische denken
Referent: Dacin Bugnar
08.05.2021, 10:30 bis 16:30 Uhr
Die Doktrin des Materialismus ist eine der kontroversesten in der Geschichte der Ideen. Das Problem, mit dem man konfrontiert wird, ist, dass es atemberaubend unklar ist, was die These des Materialismus genau besagt. Ist es eine ontologische, eine linguistische oder epistemologische These? Ist der Materialismus eine a priori oder a posteriori Doktrin? Diese Fragen stehen im Zentrum kontemporäre Debatten innerhalb der analytischen- Philosophie. Diese werden zwar unter dem Label „Physikalismus“ durchgeführt, aber Physikalismus wird in diesen Debatten – von der überwiegenden Mehrheit – synonym mit dem Materialismus gebraucht. Ziel des Seminars ist es einerseits in diese kontemporären Debatten einzuführen und die pro und contra Argumente zu evaluieren. Das ist deswegen interessant, weil die Debatte mit analytischen Mitteln durchgeführt wird, über die die ältere Materialistische Tradition nicht verfügt hat. Andererseits aber zu eruieren, ob einer der kontemporären Varianten des Materialismus/Physikalismus mit dem Marx‘schen Materialismus kompatibel ist.
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Das Zukunftsszenario für 2040 - Der Chinesische Traum
Gespräch mit Dr. Uwe Behrens
30.04.2021 ab 17:30
"Han Bao" heißt die Hansetadt Hamburg auf Chinesisch - "Burg der Chinesen", in der mittlerweile mehr als 500 chinesische Unternehmen angesiedelt sind. Hamburg gilt als Chinas Tor zum europäischen
Markt und umgekehrt gilt Hamburg als idealer Brückenkopf für den chinesischen Markt. Mehr als 700 Hamburger Unternehmen sind in der Volksrepublik aktiv. Das "Reich der Mitte" hat in den letzten
Jahrzehnten einen erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung erfahren. Uwe Behrens, der 27 Jahre in diesem Land lebte und arbeitete, informiert in zehn Frageblöcken kenntnisreich, wie die
Volksrepublik es schaffte, ohne Demokratie westlichen Vorbilds ihre Wirtschaft auf den heutigen Stand zu heben, mit welchen Schwieigkeiten sie dabei zu kämpfen hatten und welche Probleme
noch immer bestehen. Mit dem Hintergrund jahrelanger Erfahrung als Transportökonom klärt Uwe Behrens über Handelswege wie die Neue Seidenstraße auf und thematisiert darüber hinaus die kritische
wie parteiische Perspektive des Westens. Das rasche wirtschaftliche Wachstum und die damit einhergehende wachsende Bedeutung der Rolle Chinas in der Weltpolitik werden in den westlichen Medien
und der Politik seit Jahren negativ betrachtet. Chinesische Wissenschaftler werden aus den USA ausgewiesen, Dumpingvorwürfe erhoben und Import- oder Exportverbote ausgesprochen. Wer kann es China
also verübeln, andere Wege zu gehen und neue Handelspartner für sich zu gewinnen? Uwe Behrens beantwortet als Experte Fragen zur Unterdrückung von Minderheiten, Territorialkämpfen,
Cyberkriminalität und der Behandlung der Menschenrechte.
Uwe Behrens, geboren 1944, ist promovierter Transportökonom. Er arbeitete im DDR-Verkehrswesen und ging 1990 nach China.
Dort war er bis 2017 für verschiedene Logistikunternehmen tätig. Behrens lebte lange genug in China und mit den Chinesen, dass er die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten
Vierteljahrhunderts ebenso aus der Nähe verfolgen konnte wie das alltägliche Zusammenleben. Zurück in Deutschland, kontrastiert er nun seine Beobachtungen und Erfahrungen mit den Stereotypen der
deutschen Medien und den Vorhaltungen der deutschen Politiker an die Adresse Pekings. Entstanden ist eine erfrischend kenntnisreiche und kompetente Beurteilung des neuen
China.
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Nachhaltigkeit als Schlüsselbegriff des gesellschaftlichen Umbaus
Referent: Hazrin Zeller
24.04.2021, 10:30 bis 16:30 Uhr
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in aller Munde: Unternehmen, Aktivist*innen und Berufspolitiker*innen benutzen ihn gleichermaßen. Dabei ist der Wunsch nach Naturschutz in der Regel nicht auch mit dem Bedürfnis verbunden, den gesellschaftlichen Grund für die Zerstörung des Planeten zu begreifen. Hier muss eine materialistische Kritik ansetzen. Will diese Kritik aber nicht rein negativ sein ("Marx hat schon immer gesagt, dass ..."), muss sie den engeren Zusammenhang einer Denkformation mit ihrer historischen Umgebung erfassen. Das gilt auch für die Nachhaltigkeit.
In diesem Seminarwollen wir uns daher exemplarisch mit zwei Denkern der Nachhaltigkeit befassen und diese verorten: Hans Jonas und Bruno Latour. Einem Einführungsvortrag soll die gemeinsame Textarbeit folgen.
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Entfremdung: Mensch, Natur, Ware
Referent: Moritz Pliska
10.04.2021, 10:30 bis 16:30 Uhr
Heutzutage zeichnen die meisten Science-Fiction-Werke eine Zukunft, in der die Menschheit die Natur zerstört hat, die Welt komplett lebensfeindlich oder nur noch eine Betonwüste ist. Tatsächlich sieht es derzeit so aus, als wären wir auf dem Weg dahin. Eine Sache muss aber auffallen: Gerade in der Zeit, in der die Natur so umfangreich und fundamental zerstört wird wie noch nie in der Menschheitsgeschichte, prägt das Gebot des Umweltschutzes gesellschaftliche und private Kommunikation mehr als je zuvor. Nachdem Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor den gefährlichen Konsequenzen des Klimawandels warnen, handeln die gleichen Akteure praktisch so, dass wir diese Konsequenzen bald erleben. Warum diese Diskontinuität zwischen Anspruch und Wirklichkeit menschlichen Umgangs mit der Natur? Liegt der kulturelle Pessimismus richtig damit, dass der Mensch die Natur sowieso zerstört?
In diesem Seminar zur Entfremdung zwischen Menschen und Natur soll es darum gehen, zu klären, wieso es überhaupt so weit kommen konnte; auch, um einen Blick für die Möglichkeiten und Grenzen derzeitiger umweltpolitischer Maßnahmen zu ermöglichen. Dafür wird die spezifische Art der Vermittlung von Natur innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise und das daraus folgende, entfremdete Mensch-Natur-Verhältnis untersucht. Es wird auch darauf eingegangen, inwiefern ökologische Bewegungen von unserem entfremdeten Verhältnis zur Natur befangen bleiben.
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27.03.2021: Marcue fordert: Befreit die Natur!!!
Zum Verhältnis von Natur und Freiheit bei Herbert
Marcuse
Ein Seminar von Prof. Dr. Ulrich Ruschig
Die Sorge um die Natur ist in aller Munde. In bedrohlichem Ausmaß und
teilweise unwiderruflich werden die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört. Die Gründe für dieses Anwachsen einer existenziellen Bedrohung liegen in der Organisation der Gesellschaft, nämlich in
der Struktur der kapitalistischen Produktionsweise. Doch so besorgt die öffentliche Debatte auch ist, um die Analyse dieser gesellschaftlichen Gründe für die Zerstörung geht es dabei weniger.
Zuweilen taucht zwar der Terminus "Herrschaft über die Natur" auf. Aber was genau meint da "Herrschaft"? Kann vernünftigerweise davon gesprochen werden, dass das Kapital über die Natur
herrscht? Setzt der Begriff "Herrschaft" nicht voraus, dass es ein Beherrschtes gebe, das unterdrückt werde? Ist die Natur mithin als ein beherrschtes Subjekt
aufzufassen, dem ein ihm fremder Wille aufgezwungen werde?
Der doch recht eingängigen Rede von einer unterdrückten Natur steht entgegen, dass die philosophische Tradition aufgrund ihrer Begriffsbestimmungen fast einhellig zurückweist, die Natur sei als ein Subjekt aufzufassen, dem an sich Geist, Vernunft oder Freiheit zukomme. Die heutige Wirklichkeit kapitalistischer Naturaneignung und die philosophischer Tradition entstammenden Begriffe von Natur, Subjekt, Freiheit und Herrschaft zusammenzubringen, das ist keine einfache theoretisch-philosophische Aufgabe.
Genau diese Aufgabe packt Herbert Marcuse an - im Kapitel "Natur und Revolution" seines Buches Konterrevolution und Revolte. Es erschien 1972, zu einer Zeit, als ökologische Oppositionsbewegungen aufkeimten und als von der akademischen Philosophie schlicht ignoriert wurde, welche Sprengkraft für den Kapitalismus in der ökologischen Frage liegt. "Natur und Revolution" war eine Pioniertat, tastend genug, seinerzeit kaum beachtet. Heute ist der Text fast vergessen - und wiederzuentdecken. In ihm fordert Marcuse strikt und ohne Umschweife: Befreit die Natur! Ohne diese Befreiung könne die Befreiung der Menschen von der kapitalistischen Herrschaft nicht gelingen. Marcuse bringt Argumente dafür vor, dass und wie von der "Befreiung der Natur" in philosophisch begründeter, nämlich kritisch auf die Tradition sich beziehender Weise die Rede sein kann. Soll Philosophie sich noch ernst nehmen und ihre Zeit in Gedanken erfassen, muss von der Befreiung der Natur geredet, i.e. das Verhältnis von Natur und Freiheit im Kapitalismus bestimmt werden. Dieses Verhältnis grundlegend umzuwälzen, davon hängt das Überleben der Menschheit ab.
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19.03.2021: Thilo Rösch hält einen Kurzvortrag zu digitaler Arbeit und YouTube
Thilo Rösch, Mitglied des AKDiaMats und Doktorand an der Universität
Osnabrück, hält am Freitag einen Kurzvortrag zum Thema seiner Doktorarbeit, in der es aus der Perspektive der Politischen Theorie um digitale Arbeit geht, speziell um die Arbeit, die
YouTuber*innen leisten. Wie kann man auf YouTube eigentlich Geld verdienen? Mit welchen Problemen haben YouTuber*innen zu kämpfen? Und was zur Hölle ist eine "Adpocalypse"? Diese Fragen und
weitere versucht der Vortrag zu erläutern.
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27.02.2021: Timm Grassmann spricht zu Marx und Ökologie und zum Bonpartismus
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Womit beschäftigt sich Marx Kapital und welche Rolle spielt darin der Stoffwechsel der Menschen mit der sie umgebenden Natur?
Dieser Frage sind wir in einer Folge von fünf Seminaren nachgegangen.
Referent: Ansgar Knolle-Grothusen, Hamburg
Themen der Seminare:
1. Einführung
Termin: 10.10.2020
„Das Kapital als Theorie des
Stoffwechsels“, so lautet die Überschrift des 3. Kapitels des 1. Teils von Kohei Saitos Buch Natur gegen Kapital. Mit einigen Anregungen, die Saito in diesem Kapitel gibt, wollen wir uns
in diesem Seminar beschäftigen.
Womit beschäftigt sich das Kapital und welche Rolle spielt darin der
Stoffwechsel der Menschen mit der sie umgebenden Natur?
2. Naturgesetze
Termin: 14.11.2020
Marx geht davon aus, dass es neben den Naturgesetzen, die in den Naturwissenschaften
beschrieben werden, auch gesell-schaftliche Naturgesetze gibt. Er spricht von Naturgesetzen der kapitalistischen Produk-tionsweise.
Was sind die Gemeinsamkeiten und was die Unterschiede dieser zwei Arten von Naturgesetzen?
3. Verschränkung
Termin: 05.12.2020
Im dritten Seminar wollen wir die Ver-schränkung stofflicher und gesellschaftlicher Aspekte in den Bestimmungen von Gebrauchswert und Wert, konkreter und
abstrakter Arbeit, im ersten Kapitel des Kapital untersuchen.
Welches Verhältnis zwischen den handeln-den Personen und der durch ihr Handeln gegebenen ökonomischen Struktur drückt Marx mit dem Bild der „ökonomischen Charaktermasken“ aus?
4. Die
weitere Entfaltung der Wechselwirkung natürlicher und gesellschaftlicher Bestimmungen
Termin: 19.12.2020
Die Bedeutung des Wechselverhältnisses von Stoff und gesellschaftlicher Form im weiteren Fortgang des Kapital soll beispiel-haft skizziert werden
an: Geldformen und Geldfunktionen, Das Kapital als automati-sches Subjekt, Arbeits- und Verwertungs-prozess, Arbeitstag, Maschinerie und große Industrie, der Umschlag des Kapitals, Re-produktion
und Zirkulation des gesellschaft-lichen Gesamtkapitals, organische Zusam-mensetzung und Profitrate, die Revenuen und ihre Quellen.
5. Produktivkraft der Arbeit
Termin: 16.01.2021
Die Produktivkraft der Arbeit gibt an, wie-viel Naturstoff durch eine bestimmte
Ar-beitsmenge menschlichen Bedürfnissen gemäß umgewandelt werden kann. Sie ist damit ein entscheidender Punkt für die Darstellung des Stoffwechselprozesses der Menschen mit der sie umgebenden
Natur.
Symposium der Gesellschaft für dialektische Philosophie in Kooperation mit dem Arbeitskreis Dialektischer Materialismus:
Philosophie und Weltbegründung: Dialektischer Monoismus oder dialektischer Materialismus? Zur Notwendigkeit der philosophischen Begründung des Materialismus
Datum: 18. September, 10.30-17.00 Uhr Die Veranstaltung fand als Onlineveranstaltung statt. Philosophen diskutieren die Frage, inwiefern die Dialektik den Materialismus und seine philosophische Begründung benötigt, um sowohl die Einheit einer Weltanschauung als auch den kritischen Erkenntnisfortschritt der Wissenschaften zu gewährleisten. Dies scheint zunächst eine sehr akademisch anmutende Fragestellung zu sein. Sie hat jedoch große gesellschaftspolitische Relevanz, weil eine philosophische Begründung des Materialismus auch viele fortschrittliche Ansätze der Einzelwissenschaften in eine dialektische Weltanschauung integrierbar macht, die nicht genuin marxistisch sind bzw. sich nicht auf den historischen und dialektischen Materialismus berufen. Erst ein Ansatz, der nicht nur die Klassiker Hegel oder Marx und Engels zum Ausgangspunkt nimmt, sondern die verschiedenen historischen Formen dialektischen Denkens in die eigene Begründung einbezieht, kann eine solche integrative Perspektive der Dialektik als Theorie der Totalität bzw. des Gesamtzusammenhangs gewinnen. Ablauf: 10.30 Begrüßung 10.40 11.20 Andreas Arndt 11.20 11.30 Pause 11.30 12.10 Jörg Zimmer 12.10 12.50 Pause 12.50 13.10 Richard Sorg 13.10 ––13.20 Pause 13.20 ––13.40 Eva Bockenheimer 13.40 ––13.50 Pause 13.50 –14.10 Haziran Zeller 14.10 –14.20 Pause 14.20 –14.40 Marc Püschel 14.40 –15.00 Pause 15.00 –15.30 Diskussionsrunde mit allen ReferentInnen 15.30 –15.40 Pause 15.40 ––16.20 Diskussion mit dem Publikum (online) Zu den ReferentInnen: Prof. Andreas Arndt Prof. emer. Philosophie der Humboldt–Universität Berlin, bis 2016 Vorstandsvorsitzender der Internationalen Hegel–Gesellschaft, Mitglied im Beirat der Internationalen Marx–Engels–Stiftung Prof. Jörg Zimmer Prof. Philosophie an der Universität Girona/Spanien, Vorsitzender der Gesellschaft für dialektische Philosophie Prof. Richard Sorg Prof. emer. Soziologie der HAW Hamburg Dr. Eva Bockenheimer M.A. Philosophie, Germanistik und Pädagogik, freiberuflich in der gewerkschaftlichen Bildungs– und Beratungsarbeit Vorsitzende des Club Dialektik e.V. Haziran Zeller M.A. Philosophie, Politikwissenschaften und Soziologie, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der CAU Kiel im DFG–Projekt „Sittlichkeit und Nachhaltigkeit in einer Postwachstumsgesellschaft” Marc Püschel M.A. Philosophie und Geschichte, Redakteur der Zeitung „junge Welt“
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Naturfreunde Hamburg:
Das Ökologie- und Umweltversändnis bei Marx und Engels und seine Auswirkungen auf eine moderne Kapitalismuskritik
Referent: Uwe Hiksch, Berlin, Naturfreunde
Termin: 13.11.2020, 17:00 - 21:00 Uhr
Marx und Engels haben sich sehr eingehend mit dem Verhältnis von Menschen, Gesellschaft und Natur auseinandergesetzt und sich mit ökologischen Themen und den
natürlichen Grenzen des Wachstums beschäftigt. Der Vortrag zeigt Ergebnisse der neuern Marx-Forschung auf und untersucht die Marxsche Theorie unter einem kritischen umweltpolitischen
Blick.
Das Ökologie- und Umweltverständnis bei Marx und Engels und seine Auswirkung auf eine moderne Kapitalismuskritik
Die Auseinandersetzung bei Marx und Engels zu ökologischen und umweltpolitischen Themen ist weniger bekannt. Dabei haben sich beide sehr eingehend mit den dem Verhältnis von Menschen, Gesellschaft und Natur auseinandergesetzt und sich mit ökologischen Themen und den natürlichen Grenzen des Wachstums beschäftigt. Schon in seinem großen Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ ist Friedrich Engels intensiv auf die Folgen der Urbanisierung und der Industrialisierung in Verbindung mit Armut und Ausgrenzung eingegangen.
Der Vortrag zeigt Ergebnisse der neueren Marx-Forschung auf und untersucht die Marx'sche Theorie unter einem kritischen umweltpolitischen Blick.
Als Begründer des "Marxismus" verbinden auch heute noch viele mit Karl Marx und Friedrich Engels die Ökonomen, Sozialisten und Philosophen, denen es vor allem um die Ökonomie, aber nicht um die
Ökologie ging. Der Vortrag will dieses Vorurteil hinterfragen und anhand aktueller Diskussionen und wissenschaftlicher Arbeiten den "grünen Marx" und den „grünen Engels“ vorstellen.
Der Referent stellt unter anderem die Positionen von Kohei Saito aus seinem Buch "Natur gegen Kapital" vor. Kohei Saito rekonstruiert systematisch die unvollendete Marx'sche ökologische Kritik
des Kapitalismus anhand der neuen Marx-Engels-Gesamtausgabe. Diese gibt unbekannte naturwissenschaftliche Exzerpte von Marx preis sowie seinen Versuch, den Widerspruch des Kapitalismus als
ökologische Krise zu thematisieren.
Referent: Uwe Hiksch, Bundesvorstand NaturFreunde Deutschlands
Literaturempfehlungen:
Kohei Saito, Natur gegen Kapital. Marx' Ökologie in seiner unvollendeten Kritik des Kapitalismus, Campus-Verlag, 2016.
Elmar Altvater, Das Naturverhältnis ist ein Herrschaftsverhältnis, in: Die Natur ist die Probe auf die Dialektik, VSA-Verlag 2020, S. 147ff.
Eva Bockenheimer, Die Natur ist die Probe auf die Dialektik. Nachdenken mit Fridrich Engels über Dialektik und die ökologische Frage, in: Rainer Lucas/Reinhard Pfriem/Hans-Dieter Westhoff (Hrsg..), Arbeiten am Widerspruch – Friedrich Engels zum 200. Geburtstag, Metropolis-Verlag, 2020, S. 249 ff.
Wolfgang Mehte, Ökologie und Marxismus. Ein Neuansatz zur Rekonstruktion der politischen Ökonomie unter ökologischen Krisenbedingungen, SOAK-Verlag, 1981